Club Teuton

Rote Haut, kurz vorm Blasenwerfen,
Menschen, die mit Trägheit nerven.
Mehr Haut als man ertragen kann,
Dargeboten von Frau und Mann.

Die Nacht wird stets zum Tag gemacht,
Höflich über die Animation gelacht,
Bloß nicht über sich selber lachen,
Sich dadurch vornehm zum Narren machen.

Ständig von fremder Kultur umgeben,
Trotzdem wie Zuhause leben.
Man will die ruhige Kugel schieben.
Manieren sind daheimgeblieben.

Mancher sitzt nur in seiner Ecke,
Auf das man ihn zum Vergnügen wecke.
Die Einsamkeit ist selbstgewählt,
Was man später natürlich nicht erzählt.

Immer nur nach Schlechtem suchen.
Kann man die Perfektion denn buchen?
Vom Fehler schnell ein Foto gemacht,
Im Internet groß raus gebracht.

Das Personal ist stets bemüht,
Es Höflichkeit und Charme versprüht.
Dieser anstrengende 12Stunden-Tag
Ist es wofür ich danke sag.

Hier ist nicht nur Treffen der Generationen,
Hier treffen sich auch die Nationen.
Vorprogrammiert ist der Konflikt,
Wenn man ob der Bräuche schrickt.

Beim Essen sitzt die Familie aus Russland.
Esskultur ist ihr wohl unbekannt.
Zwei Teller pro Person sind schnell vollgeladen.
Die Gabel schaufelt alles in den Magen.

Dabei liegt der Kopf fast auf dem Teller.
Spaghetti essen geht so schneller.
Der Unterarm stützt träge auf dem Tisch.
Die Gabel zerteilt sowohl Fleisch wie Fisch.

Nach dem Essen, mit klaffendem Rachen,
Mit dem Zahnstocher die Zähne sauber machen.
Drumherum vergeht allen der Appetit,
Bei diesem kulturellen Unterschied.

Ein Deutscher sitzt da ganz am Rand,
Weil er noch keine Freunde fand.
Scheint sich gegen Freundlichkeit zu wehren
Und muss sich später dann beschweren.

Dann kommen die deutschen Jugendlichen,
Verstand scheint dieses Jahr gestrichen.
Bei ihnen zählt nur der Alkohol
Und der macht bekanntlich die Birne hohl.

Da wird dann abends nur gesoffen,
Das T-Shirt aus, die Hose offen.
Erst läuft allmählich die Leber über,
Dann kommen die Aggressionen rüber.

Aber auch das wird hier still toleriert,
Niemand hier die Geduld verliert.
Jeder Gast wird hier zuvorkommend behandelt,
Auch wenn er sich in einen Vandalen verwandelt.

Das Essen wird eigentlich jedem gerecht,
Doch den Meisten ist es für ein Lob zu schlecht.
Schließlich schmeckt es ja nicht wie bei Mama
Und Schweinefleisch ist auch nie da.

Palmen spenden kargen Schatten,
Geölte Körper auf Kokosmatten.
Hier herrscht das Sonnenmonopol.
Trotzdem fühl ich mich pudelwohl.

Hier kann jeder sein eigenes Glück finden.
Manchmal muss man sich nur überwinden.
Einfach die Seele baumeln lassen,
Den alten Trott einfach verlassen.

Lässt man sich auf diese Stimmung ein,
Wird das die schönste Zeit des Jahres sein.
Lebenslange Erinnerungen sind der Lohn,
Versteht man diesen Club Teuton.

© Thorsten Trautmann

Alanya/Türkei, 24.08.-26.08.2010

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