Die Ladendiebin

Sie sitzt da und weint sich die Augen aus,
Sie will hier weg, doch nicht nach Haus.
Wie soll sie das denn bloß erklären,
Sich der sicheren Vorwürfe bloß erwehren?

Sie wollte nur dazugehören,
Wollte gar nicht Recht und Ordnung stören.
Doch von zu Hause half ihr niemand,
Worauf sie diese „Freunde“ fand.

Jetzt steht da der Mann in Uniform,
Die Panik reißt an ihr ganz enorm.
Sie hat Angst vor den Konsequenzen,
Vor Strafe und vor noch mehr Grenzen.

Die Verkäuferin schaut sie böse an,
Sie weint, weil sie nicht verschwinden kann.
Einfach aus dieser Situation heraus,
Aber alles ist besser als nach Haus.

Ihre „Freunde“ rieten ihr zu klauen,
Die ganzen Regeln in den Wind zu hauen.
Endlich nicht mehr Außenseiter sein,
Doch es ging schief und sie ist allein.

Die anderen sind ganz schnell verschwunden
Und sie sitzt hier gefühlt seit Stunden.
Der Moment der Wahrheit rückt heran,
In dem sie den Eltern nicht mehr ausweichen kann.

Der Mann in der Uniform lächelt sie an.
Wie man in so einem Moment noch lachen kann!
Doch er ist ganz ruhig und schimpft auch nicht,
Schaut ihr nur ganz fest in ihr Gesicht.

Er nimmt ihr ein Versprechen ab,
Sei auch das Taschengeld sehr knapp,
Sie wird im Leben nicht mehr stehlen,
Dadurch sich und ihre Eltern quälen.

Dann treffen auch die Eltern ein
Und könnten nicht erschrockener sein.
Doch der Mann beruhigt alle hier,
Spricht von Verständnis, nicht von Gier.

Sie fast einen festen Entschluss,
Dass das Klauen sofort aufhören muss.
Das nächste Mal steht da vielleicht ein anderer Mann,
Der ihr nicht helfen will oder kann.

So endet eine kriminelle Karriere,
Bevor sie angefangen wäre.
Sie begreift durch diesen Tag,
Dass sie die neuen „Freunde“ gar nicht mag.

© Thorsten Trautmann

Rheine, 20.10.2010

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