Die Stimmen

Ich hörte auf die Stimmen, mir blieb keine Wahl.
Weil mir keiner zuhörte, wurden sie bald zur Qual.
Ich verkroch mich in mir, ging nicht mehr aus dem Haus.
Hasste Gott und die Welt, denn sie grenzten mich aus.

Die Stimmen wurden lauter, sie brüllten im Hirn.
Doch alle, die mich sahen, sahen nur bis zur Stirn.
Ich trug nur noch schwarz, die Farbe meiner Seele.
Zeigte niemandem direkt wie sehr ich mich quäle.

Alle sagten zu mir, ich sei wohl etwas verrückt.
Insgeheim habe ich mich für den großen Tag bestückt.
Niemand interessierte was ich denn so mache.
Keiner fragte mich warum ich denn wohl niemals lache.

Ich übte im Wald für das letzte Gericht,
Niemand hörte mich, oder kam nur in Sicht.
Immer wenn ich versuchte, wie die Anderen zu sein,
Lachten sie mich nur aus und ich fraß es in mich rein.

So lebte ich immer in meiner eigenen Welt,
Statt Liebe bekam ich doch immer nur Geld.
Das nutzte ich dann für meine grausamen Pläne.
Denn Rache ist alles, wonach ich mich sehne.

In der Schule denken alle, ich sei wohl verklemmt.
Sie sahen nicht das Feuer, das da tief in mir brennt.
Ich will, dass sie fliehen und will dass sie brennen.
Sie sollen vor Angst schreien und um ihr Leben rennen.

Heute ist es soweit, der Tag ist endlich gekommen.
Ich sorge dafür, dass sie nicht entkommen.
Sie machten mein Leben zur Hölle jeden Tag,
Dabei war alles was ich wollte nur das mich einer mag.

Die Türen sind zu, dafür habe ich gesorgt,
Die Waffe in meiner Hand ist von Papa geborgt.
Überall Blut, die Stimmen feuern mich an.
Die Anderen flehen um Gnade, ich lass es nicht an mich ran.

Wenn das hier vorbei ist, ist auch für mich endlich Schluss.
Dann fällt nur noch ein einziger, erlösender Schuss.
Die Stimmen haben mir das ja auch so befohlen,
Doch noch fließt das Blut unter meinen leisen Sohlen.

Sie rennen und stolpern durch die widerhallenden Gänge,
Doch nichts kann sie retten, vor meiner letzten Strenge.
Sie röcheln und weinen und tun mir nicht Leid.
Ihr müsst alle sterben, weil ihr nicht wie ich seid.

Draußen nahen Sirenen, sie kommen zu spät,
Denn Sturm wird der ernten, der den Wind sät.
Ich stehe in der Aula mit der letzten Kugel im Lauf.
Nein ich werd' sie nicht nutzen, denn ich gebe nicht auf.

Jetzt brechen die ersten die Türen auf,
Sie schauen überrascht in meinen Pistolenlauf.
Nein, ich lass sie nicht fallen, um nichts auf der Welt,
Wenn du mich jetzt erlöst, bist du für alle der Held!

Zum ersten Male höre ich andere Stimmen.
Jetzt ist es zu spät, es gibt kein Entrinnen.
Die Stimmen in mir rufen: „Gleich ist es vorbei!“.
Ich höre die Schüsse, während ich befreiend schrei...

© Thorsten Trautmann

Rheine, 26.01.2012

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