Münster bei Nacht

Wieder in deinen Straßen heut' Nacht,
Der Türsteher ist ein bekanntes Gesicht.
Auch wenn er jetzt so freundlich lacht,
Ein Freund ist er nun wirklich nicht.

Deine Kinder verschwinden im Rausch,
Der Alkohol kommt vor der Gewalt.
Während ich auf ihre Hymnen lausch',
Wird mir wieder heiß und kalt.

Da rechts liegt einer auf einer Bank,
Kann vor Elend nicht nach Haus.
Ich geh' angewidert an ihm entlang
Und er kotzt sich die Seele raus.

Du bist bei Tag so wunderbar,
Die lebenswerteste Stadt der Welt.
Doch in der Nacht wird jedem ganz schnell klar,
Dass auch dich der Dreck zusammen hält.

Du schlägst jedem die Zähne ein,
Der sich in deiner Nacht verirrt.
Und ich muss wieder dein Schutzschild sein,
Auch wenn mich dein zweites Gesicht verwirrt.

Riecht dein Tag auch noch so gut,
Nach Intelligenz und Sonnenlicht.
Deine Nächte riechen nach Blut
Und besonders schlau sind sie auch nicht.

Jeder meint, er ist der Held der Nacht,
Und er bestimmt dann dein Geschick.
Doch ist er dann im Zenit der Macht,
Brichst du ihm einfach das Genick.

Ich liebe dich als Stadt,
Doch wirklich nur bei Tag.
Meine Liebe setzt die Abscheu matt
Und verhindert, dass ich versag'.

© Thorsten Trautmann

Rheine, 17.08.2009

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