Überlebenskampf

Da liegst du, die Augen halb offen,
Augen, die nie wieder lachen noch hoffen.
Um dich herum hektisches Bemühen,
Lampen, die die Dunkelheit ausglühen.

Der Helfer beugt sich über dich,
Doch das Leben lässt dich kalt im Stich.
Schläuche führen in deinen Körper rein
Und könnten nicht nutzloser sein.

Der Arzt tut alles was er kann,
Doch durchbricht er dadurch nicht den Bann,
Der längst Besitz von dir ergriffen hat.
Kein Mühen wendet noch das Blatt.

Deine Haut wird jetzt schon fahl,
Du spürst nichts mehr von deiner Qual.
Die Helfer kämpfen noch um dein Leben,
Da hast du es längst schon aufgegeben.

Der Regen fällt auf das Drama herab,
Die Euphorie wird langsam knapp.
Keiner glaubt mehr an den Sinn
Und trotzdem schmeißt hier keiner hin.

Der Elektroschock wirft deinen Körper auf,
Noch ein Medikament fließt durch den Schlauch.
Der Helfer pumpt Blut durch deine Venen,
Will den Moment unendlich dehnen.

Doch ist jeder Atemzug
Nur ein sinnloser Betrug.
Denn nicht du füllst deine Lunge mit Luft,
Der Atemreflex ist längst verpufft.

Doch dann geben sie dich doch noch auf,
Jetzt nimmt die Routine ihren Lauf.
Latexhandschuhe werden von Händen gezogen
Und fallen neben dir achtlos zu Boden.

Deine Augen starren immer noch ins Leere,
Als ob nie Leben in ihnen gewesen wäre.
Du starbst, als du deinen Job gemacht hast
Und der war wohl eine zu große Last.

Die Welt wird weiter vom Regen durchtränkt.
Er hat schon so viel Leben geschenkt.
Doch diesmal war er das letzte, was du sahst
Und sorgte dafür, dass dein Leben verblasst.

Du warst nicht viel älter als ich es bin,
Dein sinnloser Tod geht mir nicht mehr aus dem Sinn.
Du wurdest einfach dort liegen gelassen,
Die Menschen, die das taten kann ich einfach nur hassen.

Für den Wachmann, der letzte Nacht bei der Festnahme von zwei Sprayern einen
Herzanfall erlitt und von diesen einfach zurückgelassen wurde. Meine Anteilnahme
gilt den Hinterbliebenen.

© Thorsten Trautmann

Münster und Rheine, 06.+07.11.2010

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